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Wissen zum Mitnehmen

Start­gepäck

Reisen bildet, sagt man. Wir finden: Wer mit Vorwissen im Gepäck startet, sieht jene Orte und Länder, die er besucht, mit ganz anderen Augen. Und weiß, wo es sich lohnt, besonders genau hinzuschauen.

Deshalb haben wir für uns und unsere Begleiter eine hauseigene Wissenssammlung über den Westbalkan angelegt: Individuell an unsere Route angepasst, sorgfältig nach unseren Bedürfnissen selektiert und mit aufschlussreichen Informationen befüllt.

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PER­SONEN

Wo ist der Kommunismus in Europa noch zu Hause?

Eine letzte Heimat hat der Kommunismus wohl bei Nexhmije Hoxha in Albanien gefunden. Statuen und Bücher von Lenin und Enver Hoxha stehen in den Regalen ihrer Wohnung. „Es sah aus, als hätte nie ein Umbruch stattgefunden“, sagt die Fotografin Jutta Benzenberg. Nexhmije Hoxha ist die Witwe des kommunistischen Diktators Enver Hoxha, der Albanien von 1944 bis zu seinem Tod 1985 autoritär regiert und zusehends von der Außenwelt abgeriegelt hat. Heute lebt Hoxhas Witwe zurückgezogen in Tirana.

Geboren wurde Nexhmije Hoxha am 7. Februar 1921 in Bitola in Mazedonien. Als Lehrerin war sie in Tirana tätig, trat in die Albanische Kommunistische Partei ein und heiratete 1945 Enver Hoxha. Die Vorgänge im Regime Enver Hoxhas seien “gesetzeskonform” gewesen, behauptete die Witwe des Diktators in einem Interview. Nexhmije Hoxha sei eine wichtige Beraterin ihres Mannes gewesen, schreibt das Online-Portal „Balkan Insight“. An anderer Stelle wurde sie als „Lady Macbeth des Balkans“ bezeichnet. Nach dem Fall des kommunistischen Regimes saß die Witwe eine mehrjährige Gefängnisstrafe ab.

Lesetipp – Blendi Fevziu: Enver Hoxha: The Iron Fist of Albania. London 2016.

Wie klingt der Kosovo?

Jung, modern und rebellisch – diese Eigenschaften treffen nicht nur auf den Kosovo, sondern auch auf die Musik des Landes zu. Als eine Art Aushängeschild der kosovarischen Musikszene gilt die in Pristina geborene Sängerin Rita Ora. Zwar ist sie in London aufgewachsen, mit ihrer Heimat fühlt sie sich dennoch tief verbunden. „Mein Vaterland Kosovo, ich komme zurück nach Hause“, sagte die 27-Jährige, als sie im Februar anlässlich des zehnten Jubiläumstages der Unabhängigkeit vor rund 300.000 Fans ein Konzert in Pristina gab.

Rita Ora ist weltweit bekannt. Mit der Partyhymne „How We Do (Party)“ gelang ihr 2012 der internationale Durchbruch. Seitdem nutzt sie ihren Erfolg auch, um auf die Probleme im Kosovo aufmerksam zu machen. So wurde etwa das Musikvideo zu „Shine Ya Light“ in der kosovarischen Hauptstadt Pristina gedreht. Dabei tanzt sie vor dem „Newborn“-Denkmal – dieses wurde am Tag der Unabhängigkeit 2008 enthüllt und ist in den letzten Jahren zum Symbolträger der jungen Nation Kosovo geworden.

Was kann Erion Veliaj in Tirana bewegen?

Erion Veliaj, der seit 2015 amtierende Bürgermeister von Tirana, stellt das Gemeinwohl der Stadtbevölkerung in den Vordergrund. In seiner bisherigen Amtszeit führte Veliaj in Albaniens Hauptstadt unter anderem autofreie Tage ein und akquirierte Sponsoren für dreißig neue Kindergärten. Vor seiner politischen Karriere in der Sozialistischen Partei engagierte sich Veliaj als Gründer der Nichtregierungsorganisation „MJAFT!“ für Bürgerrechte.

Die Gründe für seine Laufbahn liegen wohl in seiner Biographie. 1979 geboren, wuchs er in einem völlig abgeschotteten Albanien unter der Hoxha-Diktatur auf, bevor der Kommunismus Anfang der 90er-Jahre zusammenbrach und der junge Veliaj wie Tausende Albaner nach Griechenland emigrierte. „Dass es da draußen andere Länder gab, war überwältigend für mich, denn bis dahin war Albanien alles für mich gewesen“, erinnert er sich in einem Interview mit der ERSTE Stiftung zurück. Die starke Verbindung zu seinem Heimatland war auch der Grund, warum Veliaj nach seinem Studium in den USA wieder nach Albanien zurückkam, um in Tirana etwas zu bewegen.

Wann ist man heilig?

Der Prozess zur Heiligsprechung kann Jahrhunderte dauern, manchmal aber auch nur ein paar Jahre. So etwa bei Mutter Teresa. Der in Skopje in eine albanische Familie geborenen Ordensschwester und Missionarin kam diese Ehre bereits 19 Jahre nach ihrem Tod zu. Damit soll sie zudem Rekordhalterin für die „schnellste Seligsprechung der Neuzeit“ sein. Neben zwei angeblich vollbrachten Wundern war sie vor allem durch Ihre Arbeit mit Armen und Kranken bekannt. 1979 erhielt Mutter Teresa den Friedensnobelpreis.

Mutter Teresa wurde am 26. August 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu geboren. Mit 18 legte sie ihr Ordensgelübde in Indien ab. Nach einer angeblichen Begegnung mit Jesus begann sie, sich den Ärmsten der Armen zu widmen. Bis zu ihrem Tod 1997 arbeitete Mutter Teresa in Kalkutta. Danach meldeten sich auch kritische Stimmen, die am Mythos der “Heiligen” kratzen, unter anderem die unhygienischen Zustände in ihren “Sterbehäusern” kritisierten und ihren Missionen den schlampigen Umgang mit Spendengeldern vorwarfen. 

Lesetipp – Serge Larivée u.a.: Les côtés ténébreux de Mère Teresa. In: Studies in Religion / Sciences Religieuses 42(3), 2013.

Politik durch Kunst – funktioniert das?

Ja – zumindest wenn es nach Albaniens Ministerpräsident Edi Rama geht. Als Bürgermeister von Tirana hat er der Hauptstadt im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich verliehen. Kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2000 ließ Rama, der seine Karriere als bildender Künstler begann, graue Hausfassaden bunt bemalen, illegale Gebäude niederreißen und sorgte durch Begrünung und Müllvermeidung für ein schöneres Stadtbild. Kritiker werfen ihm Banalität und Hochmut vor, bei der Mehrheit der Bevölkerung hat Rama aber offensichtlich einen positiven Eindruck hinterlassen. Das zeigte sich bei den Parlamentswahlen 2013: Als Spitzenkandidat der Sozialistischen Partei wurde Rama mit klarer Mehrheit gewählt und folgte Sali Berisha, dem Amtsinhaber und Kandidaten der Demokratischen Partei, als Premierminister nach.

Derzeit liegt seine größte Baustelle in der Justizreform des Landes. Eine solche Reform gilt als wichtiger Schritt in Richtung EU-Beitritt. Daneben fördert er Museen und Kunstprojekte und setzt sich so für einen offenen Diskurs über die Zeit der Hoxha-Diktatur ein.

Lesetipp – Fred Abrahams: Modern Albania. New York 2016. Materialien.

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STICH­WORTE

Warum wanderte ein halbes Land aus?

Nachdem die Einwohner Albaniens jahrzehntelang im eigenen Land eingesperrt waren, kam es nach der Wende zum Massenexodus. In dieser Zeit hat die moderne albanische Diaspora ihren Ursprung. Denn die schlechte wirtschaftliche Lage und die hohe Arbeitslosenquote seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in den 90er-Jahren waren der Auslöser für massive Migrationsbewegungen. So schätzt die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung, dass bis zum Jahr 2010 fast die Hälfte der Bevölkerung Albaniens ausgewandert war.

Emigration gehört zur Geschichte Albaniens: Schon unter der Herrschaft der Osmanen im 15. Jahrhundert wanderten viele Bewohner aus Angst vor Verfolgung und Armut nach Griechenland und Italien aus. Noch immer zählen diese beiden Staaten gemeinsam mit den Nachbarländern Kosovo und Mazedonien sowie Deutschland und der Schweiz zu den beliebtesten Immigrationsländern bei Albanern. Zu Jahresbeginn 2018 lebten nach Zahlen der Statistik Austria 2574 Menschen mit albanischer Staatsbürgerschaft in Österreich, außerdem 25.040 Menschen mit einem kosovarischen Pass. 2012 schätzte die Medien-Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen die gesamte Diaspora (Albanien, Kosovo, Mazedonien) auf 35.000 bis 80.000 Albaner.

Lesetipp – Dimitris Dalakoglou: The Road. An ethnography of (im)mobility, space, and cross-border infrastructures in the Balkans. Manchester 2018.

Warum erkämpfte der Kosovo seine Unabhängigkeit?

Um das heutige Staatsgebiet des Kosovo gab es über die Jahrhunderte immer wieder erbitterten Streit und kriegerische Auseinandersetzungen. Auch die Deutung dieser Geschichte ist bis heute – vor allem zwischen Serben und Albanern – umstritten. In der Zeit, als der Kosovo Bestandteil Serbiens war, bildeten Albaner die Bevölkerungsmehrheit, der Kosovo genoss innerhalb Jugoslawiens auch weitgehende Autonomie. In den Jahren nach dem Tod des jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito im Jahr 1980 schränkte die serbische Regierung unter Slobodan Milošević diese Autonomie sukzessive wieder ein. Die Rede von Milošević in Gazimestan/Kosovo am 28.6.1989 anlässlich der 600-Jahrfeier der Amselfeldschlacht, eines zentralen Ereignisses des serbischen Nationalmythos, gilt auch als Eskalationsbeschleuniger für den Zerfall Jugoslawiens ab 1991 und die folgenden, blutigen Jugoslawienkriege.

Auch die Spannungen zwischen Kosovo-Serben und Albanern nahmen zu, begleitet von einer brutale Re-Serbisierung, die albanische Bevölkerung organisierte – finanziert durch die Diaspora – das öffentliche Leben in einem Parallelstaat. Als der pazifistische Widerstand den Rückhalt in der Bevölkerung verlor, schlug die Stunde der UÇK, der um 1990 gegründeten Befreiungsarmee Kosovos. Mit “importierten” Waffen aus Albanien wollten sie die Unabhängigkeit gewaltsam erzwingen. Zum Jahreswechsel auf 1998 eskalierte der Konflikt zum Krieg, zehntausende Zivilisten wurden vertrieben, tausende getötet. 1999 griff die NATO ohne UNO-Beschluss ein. Nach dem Rückzug der serbischen Armee übernahmen internationale Organisationen wie die UNO und die EU die Aufgabe, die staatlichen Strukturen des Landes, das sich 2008 für unabhängig erklärte, wiederaufzubauen. Im Jahr 2018, in dem der Kosovo auf die ersten zehn Jahre als Staat zurückblickt, ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Das jüngste Land Europas wird noch immer von 77 Staaten nicht anerkannt.

Lesetipp – Kosovo 2.0, eine 2010 ins Leben gerufene Blog-Plattform, 2011 auch als gedrucktes Magazin erhältlich. Frische Perspektiven, Aktuelles und Hintergründiges aus dem Kosovo und der Region in Englisch, Albanisch und Serbisch.

Warum etablierte sich Albanien als „Nordkorea Europas“?

Was für Nordkorea bis heute gilt, war auch für Albanien lange Jahre Alltag: Unterdrückung, Isolation und ökonomische Rückständigkeit. Mehr als 40 Jahre lang bis zu seinem Tod 1985 regierte Diktator Enver Hoxha mit eiserner Faust und setzte wie sein großes Vorbild Stalin auf Personenkult. Kilometerweit sichtbare, in Bergwände geschlagene „ENVER”-Inschriften oder ein Hoxha-Museum zeugten davon.

Albanien setzte in dieser Zeit auf Abschottung und Autarkie, Exporte und Importe waren nach dem Bruch mit China verboten, dem letzten Bündnispartner, mit dem sich Hoxha überwarf. Lebensmittelknappheit, Hungersnöte und Wirtschaftskrisen blieben so nicht aus. Westliche Konsumgüter und Moden waren ebenso verboten wie Nachrichten und Medien aus dem Ausland. Der gefürchtete Geheimdienst „Sigurimi“ verfolgte auf Hoxhas Befehl  Oppositonelle und deren Familien, sperrte sie in Gefängnisse und Lager, internierte andere in entlegenen Dörfern, war für Folter und Hinrichtungen von Tausenden verantwortlich. Geschätzt jeder fünfte Albaner war für den Geheimdienst aktiv. Ein Schießbefehl für Soldaten an den Grenzen hinderte die Bevölkerung daran zu fliehen.

Dieses Bild hat sich in der europäischen Öffentlichkeit hartnäckig gehalten, dabei hat sich das Land seit der Diktatur und den Turbulenzen der Wendezeit enorm gewandelt.

Lesetipp – Shannon Woodcock: Life is War: Surviving Dictatorship in Communist Albania. Bristol 2016.

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Zahlen

Woher kommen die albanischen Betonbunker?

Sie sind grau, andere wiederum sind heute bunt bemalt. Aus der Vogelperspektive sehen sie aus wie riesengroße Pilze oder kleine Raumschiffe. Pilze und Raumschiffe aus Beton. Zwischen 173.371 und 745.145 wurden etwa gebaut. Eine gesicherte Zahl dazu gibt es nicht. Doch egal ob 745.145 oder 173.371: „So viele Bunker wie in Albanien gibt es wahrscheinlich nirgends sonst auf der Welt“, schrieb der Spiegel 2012. Der einstige kommunistische Diktator, Enver Hoxha, ließ sie aus Angst vor fremden Invasoren Albaniens zwischen 1972 und 1984 errichten.

Der Angriff ist nie gekommen, die Bunker sind geblieben. Hohe Abrisskosten führten dazu, dass Albanien sie in der Landschaft stehen ließ. Manche Bunker sind verfallen, andere beherbergen heute kleine Bars, Restaurants, Museen oder werden landwirtschaftlich genutzt. Vielleicht wird es in Zukunft mehr upgecycelte Bunker geben. Denn touristisches Potential haben sie allemal. Sie sind einzigartig, und sie stehen an den attraktivsten Orten Albaniens“, erklärte Architekturexperte Markus Pretnar dem Spiegel 2017.

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Wie korrupt ist Albanien?

Beim jährlich von Transparency International ermittelten Korruptionsindex belegte Albanien im Jahr 2017 mit 38 Punkten im weltweiten Vergleich den 91. Platz. Der Kosovo steht mit 39 Punkten am selben Rang wie Kolumbien. Österreich wurde 2017 mit 75 Punkten bewertet und belegt damit Platz 18. Der Index bezieht sich auf die wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor und beruht auf einer Skala von null bis 100. Je niedriger die Punktewertung, umso korrupter ist ein Land.

Korruption ist im albanischen Alltag keine Seltenheit. Sie sei in vielen Bereichen “weit verbreitet” und bleibe ein “ernsthaftes Problem”,  steht im letzten Länderbericht der EU-Kommission, der im April 2018 veröffentlicht wurde. Immer wieder wurde auch Mitgliedern der Regierung korruptes Verhalten vorgeworfen, in manchen Fällen gibt es sogar konkrete Beweise. Trotzdem war es bisher schwierig, etwas dagegen zu unternehmen. Eine von der EU geforderte Justizreform soll nun Abhilfe schaffen und Sonderinstitutionen zur Korruptions- und Kriminalitätsbekämpfung schaffen. Die Umsetzung geht allerdings nur sehr schleppend voran, da sich auch viele Richter, Staatsanwälte und Politiker dagegen sträuben.

Warum gilt Albanien als Geheimtipp unter Reisenden?

Albanien hat landschaftlich viel zu bieten: Kilometerlange Sandstrände am Adriatischen und Ionischen Meer bilden einen Kontrast zum schroffen Bergland der Alpen im Norden und Osten des Landes. Im Verhältnis zu anderen Mittelmeerländern kann man in Albanien sehr günstig reisen. Kein Wunder, dass die Tourismuszahlen von Jahr zu Jahr steigen. Dennoch gilt Albanien noch als Geheimtipp. Die meisten Nationalparks sind unerschlossen, viele Küsten unbebaut und Kulturdenkmäler unerforscht.

Doch das wird sich wohl schnell ändern. Laut einem Bericht der WKO hat die albanische Regierung den Tourismus ganz oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt. Rund vier Millionen Touristen haben Albanien in den vergangenen Jahren bereist. Der Tourismus könnte sogar die wichtigste Säule der albanischen Wirtschaft werden. Agenturen wie „Ecotour Albania“, die personalisierte Touren im Bereich des Ökotourismus anbieten, unterstützen dieses Vorhaben.

Lesetipp – Ein Reisebericht der besonderen Art: Robert Carver: The Accursed Mountains. Journeys in Albania. 1999.

Der Westbalkan und die EU – zahlt sich das aus?

Keines der Länder des Westbalkan ist derzeit Mitglied der Europäischen Union, trotzdem gibt es bereits einige Abkommen, die diese mit der Wirtschaft der Europäischen Union verbinden. Eines  davon ist etwa das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA). Mazedonien unterzeichnete bereits 2004, zwischen 2009 und 2016 folgten Albanien, Montenegro, Serbien, Bosnien und Herzegowina und zuletzt der Kosovo.

Ziel des Abkommens ist es, die Länder des ehemaligen Jugoslawien sowie Albanien auf eine Mitgliedschaft vorzubereiten und sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich voranzubringen. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit werden gefordert und gefördert, außerdem möchte man eine Freihandelszone errichten und in den Bereichen Justiz und Inneres zusammenarbeiten. Abseits des SAA gewährt die EU den Westbalkanstaaten auch konkrete wirtschaftliche Vorteile. Durch eine autonome Handelspräferenz genießen die Länder beispielsweise noch bis 31.12.2020 den zollfreien Import von Waren in die EU.

Lesetipp – Die Schwerpunkt-Seiten der EU zur Westbalkan-Strategie

Warum ist Albanien für den Anbau von Cannabis bekannt?

Albanien gilt seit Jahren als größter Cannabisproduzent Europas. Nicht nur das für den Anbau bestens geeignete Klima und die gute Wasserversorgung, sondern auch die bis vor Kurzem wenig effektive Strafverfolgung haben den Cannabisanbau in den letzten 25 Jahren florieren lassen. Das illegale Geschäft stellt eine gute Einkommensquelle dar: Bis 2014 wurden jährlich etwa 1.800 Tonnen Cannabis produziert, was einem geschätzten Straßenwert von knapp 9 Milliarden Euro entspricht.

Die albanische Regierung hat dem Drogenanbau seit 2013 den Kampf angesagt, um die Vorgaben der EU zu erfüllen. Im letzten Fortschrittsbericht der EU zu Albanien werden dem Land “einige Erfolge” im Kampf gegen den Anbau bescheinigt. Immer wieder werden riesige Felder niedergebrannt, Paradebeispiel dafür ist etwa das Dorf Lazarat, das zuvor für knapp die Hälfte der albanischen Cannabisproduktion verantwortlich war. Während im Jahr 2016 noch 2.536.288 Pflanzen zerstört wurden, waren es 2017 nur noch 66.927 – für die EU ein Beleg für den Rückgang der Produktion. Die Lage bleibt dennoch unübersichtlich. Während auch die Polizei von einem starken Rückgang der Anbauflächen spricht, wurden diese laut Kritikern lediglich in schwer zugängliche Gebiete verlagert.