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Nun sag‘, wie hast du es mit der EU?

Bei den Protesten am Euromaidan gingen tausende UkrainerInnen auf die Straße, als bekannt wurde, dass die ukrainische Regierung das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterschreiben wird. Wie ist die Stimmung im Land nach den Protesten? Die Meinung der BürgerInnen zur ukrainischen Gretchenfrage in neun Grafiken.
Text: Eva Walisch, Grafiken: Christoph Wünscher und Simon Michl

Der Wunsch nach einem EU-Beitritt ist in der Ukraine noch immer bei vielen Menschen spürbar. Im September 2013 stimmten knapp 43% für einen EU-Beitritt und 30% dagegen, während 10% nicht am Referendum teilnehmen würden. Während des Euromaidans änderte sich dann die Meinung der Menschen, im Dezember 2014 stimmten 53% für einen EU-Beitritt und nur noch 24% dagegen.

Auch die gewünschte außenpolitische Richtung der UkrainerInnen änderte sich nach den Protesten am Maidan. Im September 2013 befürworteten 41% einen EU-Beitritt während 35% mit dem Beitritt zur Zollunion mit Russland, Armenien, Kasachstan, Kirgistan und Weißrussland liebäugelten. Im Februar 2015 sehen nur mehr 12% den Beitritt zur Zollunion als geeignete Lösung. Dafür verdreifacht sich die Anzahl der Befragten, die weder den Beitritt der Ukraine zur EU, noch zur Zollunion wünschenswert finden von 9% auf 27%.

Wenn man diese Ergebnisse auch in Bezug mit den Regionen untersucht, kommt man zu dem Schluss, dass im Westen die Zustimmung zu einem EU-Beitritt besonders hoch ist, während die Menschen im Süden und Osten des Landes eher der Zollunion zustimmen würden. Besonders schwer eine klare Meinung zur außenpolitischen Strategie zu finden, tun sich die Menschen im Zentrum der Ukraine. Beide Varianten lehnen vor allem Befragte im Osten und Süden ab.  Auch bei Umfragen zum EU-Assoziierungsabkommen kristallisiert sich heraus: Im Westen der Ukraine gibt es eine deutlich höhere Zustimmung zum Assoziierungsabkommen mit der EU, als im Osten.

Ebenfalls einen leichten Zusammenhang mit dem durchschnittlichen Einkommen kann man anhand der Zahlen erkennen. Im Osten der Ukraine, wo die Zustimmung zum Assoziierungsabkommen besonders gering ausfiel, ist das Durchschnittseinkommen am höchsten. Ein möglicher Erklärungsansatz wäre hier die hohe Dichte an Industriellen im Osten. Die Befragung zur Muttersprache lässt außerdem erkennen: Menschen mit Muttersprache Ukrainisch tendieren eher zum EU-Beitritt, als Menschen in Regionen, wo vermehrt Russisch gesprochen wird.

Weniger klar kristallisiert sich ein Zusammenhang bei Daten zur Arbeitslosenquote und dem Bedarf an ArbeitnehmerInnen heraus. Herauslesen kann man aber leichte Tendenzen: In Regionen, in denen besonders wenig ArbeitnehmerInnen gebraucht werden, ist die Zustimmung zum EU-Assoziierungsabkommen tendenziell höher. Wo der Bedarf hoch ist, ist die Zustimmung zum Assoziierungsabkommen geringer. Interpretationen zur Arbeitslosenquote sind aber wohl mit Vorsicht zu genießen – einen direkten Zusammenhang mit der Arbeitslosenquote gibt es laut den Zahlen nicht.