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EU, Arbeitslosigkeit, Wirtschaft: Daten und Fakten zur Ukraine in neun Grafiken

Seit fast einem Jahr gilt das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine. Aktuell beschäftigen das Land Korruption, Reformen und der Krieg. Hier einige – vor allem wirtschaftliche – Fakten über die Ukraine.
Text: Simon Michl

Laut Ukraine Crisis Media Center unterstützten im November 46 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer einen EU-Beitritt. Dabei gibt es aber deutliche regionale Unterschiede im Land:

 

Unterschiedliche Gehälter in ukrainischen Regionen

Im Oktober 2016 betrug der Bruttodurchschnittslohn aller Ukrainerinnen und Ukrainer 5.350 Hrywnja im Monat  – das sind knapp 184 Euro. Damit liegt die Ukraine hinter allen EU-Mitgliedsstaaten: In Bulgarien verdient man durchschnittlich 306 Euro monatlich, ansonsten überall mehr. Österreich hat mit 2.962 Euro das neunthöchste Durchschnittsgehalt in der EU. Das durchschnittliche Gehalt schwankt in der Ukraine je nach Region stark: In den einkommensschwachen Regionen im Westen stimmen mehr Ukrainerinnen und Ukrainer dem Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union zu als im Osten des Landes.

Ukrainische Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote in der Ukraine lag bis 2015 unter dem EU-Durchschnitt. Selbst nach dem starken Anstieg durch die Weltwirtschaftskrise 2009 gelang es dem Land die Arbeitslosigkeit abzubauen. Seit dem Euromaidan, der darauffolgenden Annexion der Krim durch Russland und dem Kriegsbeginn in der Ostukraine Anfang 2014 steigt die Quote wieder an. Im letzten Jahr hat die Ukraine den EU-Schnitt überholt.

Unterschiede beim BIP

Obwohl die Regionen im Zentrum und Norden den zweitgrößten Anteil zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beitragen, sind die Durchschnittslöhne dort am niedrigsten. Ausgenommen Kiew: Die Hauptstadt konnte seine Wirtschaftsleistung erheblich steigern, kommt aber noch nicht an den Osten heran – trotzdem verdient man in der Hauptstadt durchschnittlich deutlich mehr als in der restlichen nördlichen Region. Das BIP der Ukraine betrug 2015 83 Milliarden Euro, wenige Jahre zuvor lag es bei 156 Milliarden. Nur zehn EU-Mitgliedsstaaten hatten 2015 ein niedrigeres BIP als die Ukraine, allesamt kleine Länder mit unter acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Ukraines Nachbarstaat Polen kam auf ein BIP von 430 Milliarden Euro, Österreich auf 340 Milliarden. Die ukrainische Staatsverschuldung in Relation zum BIP stieg auf 80 Prozent an und liegt somit knapp unter dem EU-Schnitt von 84 Prozent.

Ukrainische Exporte und Importe

Seit 1. Jänner 2016 ist die Ukraine Mitglied in der Freihandelszone der EU. Die ukrainischen Ausfuhren dürften sich bis Jahresende nicht signifikant erhöhen: Bis Oktober exportierte das Land gut 23 Milliarden Euro – im bereits schwachen Vorjahr gingen knapp 35 Milliarden aus dem Land. Rund 40 Prozent aller ukrainischen Exporte gehen bereits in verschiedene EU-Länder. Die wichtigsten Handelsprodukte sind vor allem ölhaltige Rohstoffe, sowie Maschinen und chemische Produkte.

Kurs von Hrywnja und Euro

Noch bis vor drei Jahren war ein Euro etwa zehn bis elf Hrywnja wert. Mit der Ukraine-Krise sank der Wert ständig. Am Tiefpunkt zu Jahresbeginn 2015 lag der Umrechnungskurs bei über 37 Hrywnja für einen Euro. Mittlerweile hat er sich bei knapp 30 Hrywnja eingependelt. Für umgerechnet 2 bis 3 Euro kann man schon ausgiebig Mittagessen gehen, ein großes Bier kostet meist nicht mehr als 1 Euro.

Finanzielle Unterstützung durch die EU

Durch das Assoziierungsabkommen wird die Ukraine auch finanziell von der EU unterstützt und gefördert. Nach den Reformen zur Korruptionsbekämpfung, für stärkere lokale Selbstverwaltung der Ämter  oder zur Änderung der staatlichen Parteienfinanzierung, die nach dem Euromaidan kamen, wurden die Unterstützungen erhöht. Dazu kommen laut UCMC 20 Millionen Euro an humanitärer Hilfe, welche die EU für die Kriegsopfer im Donbass zur Verfügung gestellt hat.

EU statt Zollunion

Neben der EU gibt es noch die Eurasische Zollunion, welcher sich die Ukraine anschließen könnte. Dieser gehören manche östliche Nachbarländer der Ukraine an, unter anderem Russland. Die Zustimmung der ukrainischen Bevölkerung für einen zukünftigen Beitritt in die EU steigt. Noch vor dem Euromaidan begann sich das Bild zu drehen. Nach den Protesten fielen die Popularitätswerte der Eurasischen Zollunion auf den Tiefpunkt.

Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Ukraine liegen laut Jean-Claude Juncker noch „20 bis 25 Jahre” in der Zukunft. Ein Umfrage von GfK Ukraine im April 2016 kam zu dem Ergebnis, dass sich Ukrainerinnen und Ukrainer zuerst Reformen im eigenen Land wünschen, bevor eine EU-Mitgliedschaft zur Debatte steht.