Am Medienmarkt der Ukraine dominiert das Fernsehen. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger holt sich Informationen über dieses Medium. Die populärsten Sender sind privat und gehören einigen wenigen Oligarchen. Die verwenden sie dazu, die Menschen für ihre Interessen und politischen Einstellungen zu gewinnen. Die Bedeutung dieser Sender sinkt allerdings, wenn auch langsam. Das liegt auch daran, dass die Menschen ihnen nicht mehr vertrauen und sich lieber selbst im Internet informieren. Damit wächst die Bedeutung von Online-Medien, von denen viele im Zuge der Proteste am Euromaidan entstanden sind. Auch was die Pressefreiheit des Landes betrifft, scheint sich die Situation leicht zu verbessern.
Text und Illustrationen: Christoph Wünscher
Meinungsfreiheit in der Ukraine
Laut Insitut für Massenmedien in Kiew hat sich die Situation für Journalisten und Journalistinnen in der Ukraine dieses Jahr leicht verbessert. Im ersten halben Jahr kam es zu 129 Fällen von Verletzungen der Meinungsfreiheit. Das sind 14 weniger als im Vergleichszeitraum des vorigen Jahres. 23 Journalistinnen und Journalisten wurden zwischen Jänner und Juni 2016 attackiert, gleich viele wie in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Außerdem wurde im heurigen Jahr bereits ein Journalist ermordet. Der 44-Jährige Pavel G. Sheremet, der unter anderem für die Medien Ukrainska Prawda und Vesti schrieb, wurde am 20. Juli durch eine Autobombe getötet.
Rangliste der Pressefreiheit
Im heurigen Ranking der Pressefreiheit, das jährlich von Reporter ohne Grenzen veröffentlicht wird, ist die Ukraine auf Platz 107 gereiht. „Dank deutlich zurückgegangener Gewalt gegen Journalisten und überfälliger Reformen“ hat sich die Ukraine im weltweiten Vergleich gegenüber dem Vorjahr um 22 Plätze verbessert. Trotzdem befindet sich das Land aufgrund von „Problemen, wie der übermächtigen Rolle der Oligarchen für die Medienlandschaft und dem Informationskrieg mit Russland,“ im hinteren Feld.
Quelle: http://www.rog.at/press-freedom-index/
Konzentration am Fernsehmarkt
Die audiovisuelle Medienlandschaft der Ukraine ist hochkonzentriert. Vier Hauptbesitzer von TV-Kanälen teilen sich drei Viertel der Reichweite am Fernsehmarkt. Die vier größten Radiogruppen erreichen sogar 92% des ukrainische Publikums. Außerdem sind die Medienunternehmen der Oligarchen im Internet- und Printsektor sehr erfolgreich. Diese sind allerdings weniger konzentriert. Die Daten hat Reporter ohne Grenzen auf der Plattform Media Ownership Monitor veröffentlicht, einem „Recherche- und Publikationsinstrument […] , das die Transparenz von Besitzverhältnissen nationaler Massenmedien schafft bzw. fördert“.
Quelle: http://ukraine.mom-rsf.org/en/ukraine/owners/
Konsum von Fernsehnachrichten
Nach einer Umfrage der internationalen NPO Internews aus dem Jahr 2016 sinkt die Anzahl der Personen, die regelmäßig Fernsehnachrichten konsumieren, von Jahr zu Jahr. Während 2014 noch 89% der Interviewten angaben, TV-News anzusehen, liegt der Prozentsatz im Jahr 2016 nur mehr bei 79%. Gleichzeitig zeigt die jährliche Medienkonsumanalyse von Internews, dass sich mehr und mehr Ukrainerinnen und Ukrainer online informieren.
Quelle: http://www.internews.org/research-publications/media-consumption-survey-ukraine-2016
Konsum von Russischen Medien
Die selbe Umfrage von Internews zeigte auch, dass immer weniger Ukrainerinnen und Ukrainer russische Medien konsumieren. Demnach sank die Zahl der Personen, die Fernsehnachrichten auf russischen Sendern ansehen, in den letzten beiden Jahren um 21%. Auch online informieren sich weniger Menschen über russische Seiten. 2014 waren es noch 21%, heute nur mehr 11% des ukrainischen Publikums.
Quelle: http://www.internews.org/research-publications/media-consumption-survey-ukraine-2016
Art der Medien zur Informationsbeschaffung
Fernsehen ist in der Ukraine noch immer das zentrale Medium zur Informationsbeschaffung. Das beweist eine Umfrage des Gorshenin-Instituts, eines ukrainischen Think Tanks, vom März 2016. So informieren sich 88% der Ukrainerinnen und Ukrainer vor allem im Fernsehen über gesellschaftspolitische Entwicklungen. Hingegen tun dies nur 12% der Bevölkerung über Zeitungen. Etwa ein Drittel nutzt darüber hinaus Online-Nachrichtenseiten, um sich zu informieren.